Nachwort

So banal es klingen mag: Die Zeiten sind andere als noch vor fünfzig Jahren, auch für Künstler. Zwar muß nach wie vor jeder, will er Künstler werden, "sein Handwerk" erlernen, seine Arbeitsutensilien müssen ihm vertraut sein. Und nicht schlecht wäre es, ein künftiger Künstler brächte auch Interesse für die aktuelle Kunst auf, die Galerien, Kunstvereine und Museen auch für ihn zeigen. Und die Kunstgeschichte ist kein abgeschlossenes Kapitel, sondern wirkt in das Heute hinein. Wer sich also wirklich in seinem "Traumberuf" engagiert, der weiß Bescheid und gibt auf die Frage: Was machen Sie? nicht zur Antwort: Ich mache was mit Neon. Das hat noch keiner gemacht (So geschehen an einer norddeutschen Kunsthochschule). Und damit Künstler auch als Unternehmer, die sie ja sind, handeln können, müssen sie sich in Fragen der Preisgestaltung, Selbstvermarktung, des Urheberrechts oder der Krankenversicherung auskennen. Deshalb startete die Hochschule für Künste Bremen vor zwanzig Jahren als erste deutsche Hochschule das Programm "Künstler als Beruf", das inzwischen erfreulicherweise Nachahmer gefunden hat.

So wünscht man sich, auch Aspekte des Gesundheitsschutzes würden künftig als zur Künstlerausbildung zwingend notwendig in die Lehrpläne aufgenommen. Niemand weiß in den Akademien so genau, mit was da eigentlich hantiert wird, geschweige denn, wie ein auf die jeweiligen Materialien zugeschnittener spezifischer Schutz auszusehen hat. Der Organismus eines zwanzigjährigen Studenten ist per se gefährdeter als der des fünfzigjährigen Professors. Hilfe erhielten die Hochschulen bezüglich der verwendeten Materialien und Schutzvorrichtungen von den verschiedenen Berufsgenossenschaften. Zur Beantwortung medizinischer Fragen stünden die Universitäten mit ihrem umweltmedizinischen Wissen bereit. Denn da unser Lebensraum generell chemisch immer weiter aufgerüstet wird, kann es nicht gleichgültig sein, was im Künstleratelier als zusätzliche Belastung noch obendrauf gepackt wird.